Patenelternreise 2019 – Aufenthalt in Kalkutta
Ein Bericht von Frau M. Knauer (in Auszügen)
Die Ankunft in Kalkutta wurde durch unsere Patenkinder, die uns schon am Flughafen empfingen, zu einem emotionalen Höhepunkt unserer Reise. Strahlend und mit Perlen- und Blumenketten bestückt, begrüßten sie uns in Begleitung der Patres.
Für mich beglückend war, hier schon mein Patenkind sehen zu können. Es war unbeschreiblich, dieses Mädchen, das man per Brief schon 9 Jahre kennt, jetzt persönlich umarmen zu können. Da berühren sich Himmel und Erde und man vergisst wo man ist, denn diese Freude und dieses Glück kennt keine Grenzen.
Da es schon spät war, fuhren wir anschließend ins Hotel. Am 22.11. ging es nach dem Frühstück zum Mutterhaus von Mutter Teresa. Dort feierten wir an ihrem Grab einen familiären Gottesdienst mit Pater Joseph. Dieser Ort strahlt so viel Segen und Heil aus und ist so einfach, mitten in einer lauten, pulsierenden Stadt, was uns sehr beeindruckt hat.
Auf der Weiterfahrt begleitete uns Andy Wimmer mit seiner herzlichen und aufgeschlossenen Art. Der nächste Halt fand spontan an einem weiteren Segensort statt. Ein Haus der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ in dem 300 Behinderte Frauen einen menschenwürdigen Platz zum Leben gefunden haben. Diese Frauen und Mädchen haben oft unvorstellbares Leid erfahren und können hier ein geschütztes Leben führen. Wir durften Sr. Benedikta aus dem Münsterland kennenlernen. Sie arbeitet hier seit 10 Jahren. Sie steckt voller Begeisterung, Freude an ihrem Tun und Zufriedenheit. Was für gute Menschen und gute Engel es doch überall auf dieser Erde gibt.
Schließlich fuhren wir noch in die Schule von Nitika Don Bosco, um dort im Speisesaal ein wunderbares Mittagessen einzunehmen. Vorab versammelte sich noch ein Geburtstagsgremium im Speisesaal, um einer Teilnehmerin ein unvergessliches Geburtstagsständchen mit Geburtstagstorte zu präsentieren. Am Nachmittag konnten wir mit Andy Wimmer die Besonderheiten von Kalkutta ansehen. Eine Stadt voller Leben, Gegensätze und Schönheit. Als wir am Nachmittag noch das von Mutter Teresa begründete Sterbehaus besuchten, wurden wir wieder einmal vom heilsamen Wirken ihrer Nachfolger überzeugt.
Der Freitag begann wieder in der Schule – dem Besuch einer Klasse und dem Austausch mit den Schülern. Im Anschluss gingen wir mit je zwei Lehrern in 5-er Gruppen in die Slums, die sich in unmittelbarer Nähe zur Schule befinden. Es ist unvorstellbar, dass sich das Leben der Menschen in den Slums in der Regel auf 12 Quadratmeter abspielt – oft noch weniger. In einem Raum leben alle Familienmitglieder. Es gibt keinen Sanitärbereich und nur eine minimale Kochstelle. Materielles beschränkt sich auf ein Minimum. In den Slums haben uns die Menschen nicht angebettelt, sondern freundlich, interessiert und offen empfangen.
Gerne haben sie uns ihr zuhause gezeigt und waren auf ihr weniges stolz. Eine junge Frau erzählte mir, dass sie die Schule von Nitika besuchte und jetzt die Möglichkeit hat aufs College zu gehen. Sie würde gerne in einer Bank arbeiten. Sie zeigte uns auch ihr zuhause. Zusammen mit ihrem Bruder wohnen sie auf 8 Quadratmeter sehr beengt. Jedoch sah man in ihrem Augen ein strahlen voller Zuversicht in die Zukunft. Krasser kann man kaum die Möglichkeiten unserer Kinder in Deutschland und deren in Indien zeigen. Was hat der Besuch in den Slums für mich bewirkt? Die Menschen leben absolut primitiv. Trotzdem schaffen sie es, mit Lebensfreude, Zuversicht und scheinbar mit ihrem Leben im Reinen zu sein. Die Menschen sind füreinander da, helfen wenn es Not ist, leben um des Lebens willen und akzeptieren ihre Lebensumstände.
Zurück in der Schule trafen wir unsere Patenkinder, konnten unsere Geschenke überreichen und im Gespräch und anhand von Bildern viel voneinander erfahren. Es war wie ein großes Familientreffen. Sprachbarrieren konnten mit Englisch und Zeichensprache gut überwunden werden. Jedes Kind, dem geholfen wird hat eine Lebensperspektive. Obwohl es fast keine Steigerung mehr geben konnte, gab es eine in Form eines wunderbar organisierten Schulfestes mit allen Kindern auf dem Schulhof. Ein gefühltes Meer voller lachender Gesichter in bunten Gewändern saß da auf dem Boden vor der Bühne, auf der uns tolle Beiträge der Kinder gezeigt wurden.
Gut, dass Heinrich damals seine Gedanken in die Tat umgesetzt hat und wir „nur“ Helfer im Hintergrund sind. Wir, die Teilnehmer ziehen den Hut vor solch einem großartigen Engagement. Diese Reise wird für mich unvergesslich bleiben und so Gott will, werden wir immer wieder neue Chancen erhalten zu Helfen.